Chalottengrad Russisches Leben in Berlin

„Charlottengrad“, so nannte man in den zwanziger Jahren Charlottenburg. Es gab russische Tages- und Wochenzeitungen, Zeitschriften, Theater- und Musikgruppen und viele Restaurants. Die verschiedenen politischen Gruppen bekämpften sich lautstark und übertrafen sich in ihren Prognosen über das baldige Ende der Regierung in Moskau. Neben den Vertretern der politischen Emigration – von den Monarchisten über die Kadetten bis zu den Linksliberalen, von den Menschewiki, den Narodniki bis zu ehemaligen Bolschewiki – waren Tausende nach Berlin gekommen, denen die Enteignungen nach der Revolution die Lebens- und Unterhaltsmöglichkeiten genommen hatten. Inmitten dieser Gruppen, teilweise mit ihnen verbunden, teilweise mit ihnen zerstritten, lebten Hunderte Künstler – Dichter, Schriftsteller, Maler, Architekten und Journalisten